Nichtdenken macht klug

Meditation hilft beim Denken

Grundprinzip meditativer Techniken - oder einer meditativen Grundhaltung - ist das wertfreie Wahrnehmen innerer und äußerer Reize und Empfindungen. Konkretes Ziel ist, eine Empfindung oder ein Ereignisses achtsam zu bemerken, ohne es als gut oder schlecht, angenehm oder unangenehm zu bewerten oder unmittelbar einer rationalen Analyse, einer geistigen Auseinandersetzung, zu unterziehen. Äußerst vereinfacht gesagt bedeutet meditieren: nicht denken. Das muss und sollte nicht ausschließlich in Meditationskursen und Zen-Zentren passieren, sondern vor allem im Alltag - erleben statt bedenken, sein statt werten. In der Bahn, auf dem Fahrrad, beim Abwasch, im Gespräch. Wie sich durch jüngere Forschungsergebnisse immer deutlicher herauszukristallisieren scheint, ist das Erlernen des Nichtdenkens nicht nur äußerst gesund, sondern schärft (scheinbar) paradoxerweise auch den Geist. 

 

Gehirnstrukturen, die für Aufmerksamkeit und für die Verarbeitung von kognitiven und emotionalen Informationen zuständig sind, scheinen einer aktuellen Studie zufolge stärker ausgeprägt bei regelmäßig meditierenden Menschen als bei nicht Meditierenden. Zum Teil scheint dieser Effekt sogar bei älteren Menschen stärker ausgeprägt zu sein, was besonders frappierend ist, da corticale Strukturen im Alter für gewöhnlich eher an Dicke abnehmen als zulegen. Studienleiterin Sara Lazar von der Harvard Medical School schlussfolgert, dass Meditation die neuronale Plastizität, also die Fähigkeit unseres Gehirns, zeitlebens neue Verbindungen zwischen Nervenzellen auszubilden und sich funktionell wie strukturell zu verändern, fördern könnte. So wie zum Beispiel Gehirne aktiver Musiker in Hirnregionen stärkere Strukturen aufweisen, die mit der Verarbeitung akustischer Reize im Zusammenhang stehen, scheint Meditation die Fähigkeit zu verbessern, kognitive und emotionale Informationen zu verarbeiten - sich also konzentrieren zu können, originelle Ideen zu haben, Handlungen zu planen, Probleme zu lösen, empathisch mit einem Gegenüber zu sein und eigene emotionale Reaktionen verstehen und regulieren zu können. 

 

Die Wirkprinzipien hinter diesen anzunehmenden Effekten bedürfen noch der Klärung - intuitiv scheint es jedoch naheliegend davon auszugehen, dass Meditation die Effizienz der Informationsverarbeitung fördert, indem kostbare Kapazitäten gespart oder regeniert werden und das Denken gewissermaßen von unnützem Eingenommensein durch Nebensächliches oder Destruktives befreit wird wie von einem die Sicht auf das Wesentliche einschränkenden Vorhang.

 

Mehr zu dieser zwar kleinen und pionierhaften, aber nicht minder spannenden Studie finden Sie hier

 

Weitere Hinweise auf die Wirkweise und den Nutzen von Meditation für Verbesserung und Erhalt ganzheitlicher Gesundheit im psyberlin Blog in 'Jenseits von gut und böse'

 

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Helmut Bensch (Sonntag, 03 Februar 2013 10:23)

    Frage: Meditation heist, nachdenken,wie heist es in Latein nichtdenken ?
    Liebe Grüße vom praktischem Philosophen, Helmut.

  • #2

    psyberlin (Sonntag, 21 April 2013 07:38)

    Guten Morgen, Herr Bensch,

    das lateinische "meditatio" kann auch als "nachsinnen" oder "sich in die Mitte vertiefen" verstanden werden. Hier wird eher deutlich, dass es mehr um (sinnliches) wahrnehmen und in sich hineinspüren geht als um das was wir im westlichen Europa unter "nachdenken" gemeinhin verstehen.

    Ähnlich im Sanskrit, hier steht der Begriff für "Versenkung" und ebenfalls für "Nachsinnen".

    Interessant ist auch die Verwandtschaft zum lateinischen "mederi" für "heilen".

    Beste Grüße und einen schönen Sonntag,

    Julia Paruch