Definition und Beschreibung der Symptomatik

Ein Burnout äußert sich durch Symptome aus drei Bereichen. 

Hauptsächlich kommt es erstens zu einer emotionalen Erschöpfung mit Gefühlen von Ausgelaugtheit, Niedergeschlagenheit, Anspannung und Überforderung bis hin zu Lebensmüdigkeit.

Außerdem kommt es zweitens zur sogenannten Depersonalisation bzw. zunehmendem Zynismus. Dieser rührt her aus einer Frustration über das Missverhältnis zwischen Zielen und Ergebnissen auf der einen Seite sowie den zu erbringenden Leistungen und Entbehrungen auf der anderen Seite. Diese Frustration wird, wie die Beratungspraxis zeigt, deutlich verstärkt, wenn der Arbeitende keine oder zu geringe Wertschätzung seitens Vorgesetzten oder Auftraggebern erfährt.

Es kommt zu einer zunehmenden inneren Distanzierung von Arbeitsplatz und Arbeitsinhalten, es resultieren ablehnende oder abwertende Gefühle gegenüber Kunden, Kollegen und Vorgesetzten.

Da die meisten von Burnout betroffenen Menschen einen sehr hohen Anspruch an die eigene Arbeit und Arbeitsmoral haben, ist diese negative Haltung in der Regel mit starken Schuldgefühlen verbunden.

Außerdem kommt es drittens subjektiv wie objektiv zu Leistungseinbußen und höheren Fehlerraten.

Insgesamt kann vor dem Hintergrund der genannten Beschwerden ein massiver psychischer und körperlicher Leidensdruck bis hin zu Lebensüberdrüssigkeit und Suizidalität entstehen.


Entstehungshintergründe

Am höchsten ist das Risiko für Burnout-Syndrome, wenn überhöhte Leistungserwartungen des Arbeitnehmers auf überhöhte Leistungserwartungen seitens des Unternehmens treffen, und persönliche Werte und Motive im Job dauerhaft frustriert werden

 

Die Entstehungsbedingungen für ein Burnout-Syndrom beinhalten überhöhte, unrealistisch hoch gesetzte arbeitsbezogene Ziele sowie einen besonders stark ausgeprägten Ehrgeiz des Arbeitenden.

Ein Burnout entwickelt sich charakteristischerweise prozesshaft.

Um die unrealistisch hohen Ziele erreichen bzw. sich ihnen zumindest annähern zu können, muss der Betroffene sich immer mehr anstrengen und immer mehr Zeit investieren.

Es bleibt zunehmend weniger Zeit und Energie, Bedürfnisse aus anderen Lebensbereichen zu befriedigen, zum Beispiel das natürliche menschliche Bedürfnis nach Gemeinschaft, zwischenmenschlicher Nähe, Ausgelassenheit, Entspannung und spielerischer Kreativität. Sport, Treffen mit Freunden und Zeit mit der Familie werden gestrichen.

Nach und nach werden persönliche Bedürfnisse verdrängt, zugunsten des Bestrebens arbeitsbezogene Ziele zu erreichen. Erholung und Regeneration bleiben aus, wichtige Bedürfnisse bleiben auf der Strecke, Überlastung und Erschöpfung nehmen zu, der Mensch brennt aus. Glücksmomente und Entspannung werden in manchen Fällen kompensiert durch vermehrten Konsum von Kaffee, Zigaretten, Alkohol oder Süßigkeiten. Manche Betroffene geraten auf diese Weise in eine Suchterkrankung.

 

Andere stressbezogene Störungen

Die (kurzfristige) Stressreaktion an sich ist vollkommen natürlich und hilfreich und liefert die notwendige physiologische und mentale Energie, um Anforderungen zu meistern. Erst länger andauernde Stressreaktionen ohne regelmäßige Erholungsphasen sind gesundheitsgefährdend.

Stress regeneriert sich grundsätzlich ebenso natürlich wie er entsteht, wenn Leistung auf der einen Seite und Erholung bzw. Entspannung auf der anderen Seite sich regelmäßig und ausgewogen abwechseln.

Dieser Wechsel ist die natürliche Basis seelischen und körperlichen Wohlbefindens.

 

Werfen wir nun aber einen Blick auf Stressoren, die im Alltag des heutigen Arbeitnehmers gemäß aktueller Erhebungen häufig eine Rolle spielen, sind dies vor allem Zeit- und Leistungsdruck, Multitasking, hohe Arbeitsdichte, zwischenmenschliche Konflikte, Lärm und mediale Reizüberflutung. Problematisch ist, dass diese Stressoren oft zeitlich lang gezogen oder quasi endlos sind, und dass sie nicht mit körperlicher Anstrengung verbunden sind, sodass die Energiebereitstellung sozusagen ins Leere läuft und nicht abgebaut wird. Darüber hinaus mangelt es an regelmäßig sich an die Belastung anschließende Erholung.

 

Bleibt die regelmäßige Entspannung nach kurzfristigem Stress aus, kommt es zur langfristigen oder chronischen Stressreaktion.

Der Organismus läuft weiterhin auf Hochtouren, die andauernde Ausschüttung von Stresshormonen führt nun zu erhöhten Blutzucker- und Blutfettwerten, kardiologischen Entgleisungen wie Herzrasen,  Herzstolpern, Blutdruckschwankungen und Schwindelgefühlen, erhöhter Empfindlichkeit der Atemwege, Muskelverspannungen und –verhärtungen, Verstopfung oder Durchfall oder einem Wechsel beider Symptome beim sogenannten Reizsdarmsyndrom, zu hormonellen Entgleisungen mit einer Reduktion der Geschlechtshormone, die beim Mann zu Erektionsstörungen und einer Beeinträchtigung der Spermienverfügbarkeit und bei der Frau zu Zyklusstörungen führen können. Außerdem entleeren sich mit der Zeit die Endorphinspeicher, was zu einer Erhöhung der Schmerzempfindlichkeit beiträgt. Schließlich erschöpft sich auch die zunächst verbesserte Immunreaktion, was mit einer erhöhten Anfälligkeit für Infekte einhergeht.

Im Zusammenhang mit dieser langfristigen Stressreaktion steigt das Risiko für verschiedene Erkrankungen und Krankheitsanzeichen.

 

Die mit der Stressreaktion einhergehenden körperlichen Veränderungen bedingen langfristig, dass natürliche Ruhereaktionen wie das Absinken der Herzrate im Schlaf nicht mehr stattfinden, weshalb der Schlaf verkürzt, zerrissen und unerholsam wird.

Anhaltende Müdigkeit und Erschöpfung schon bald nach dem morgendlichen Erwachen sind die Folge. Auch die dauerhaft erhöhte Muskelspannung trägt zu erhöhter Müdigkeit und Erschöpfungsgefühlen bei. Eine andere Folgeerscheinung der muskulären Daueranspannung sind Kopf- und Rückenschmerzen. 

Auch die Merkfähigkeit verschlechtert sich, da Gedächtnisinhalte vorrangig während der Tiefschlafphasen gefestigt werden. Die ausbleibende Ruhereaktion des Herz-Kreislaufsystems kann zudem zu schwerwiegenden Dysregulationen führen, die sich in Herzrasen, Herzstolpern, Blutdruckschwankungen und Schwindelgefühlen äußern können. Auf lange Sicht steigt das Risiko für einen Herzinfarkt. 

Aufgrund veränderter Blutzuckerausschüttung und anderer Stoffwechselreaktionen steigt das Risiko für Diabetes und Übergewicht. Das Immunsystem erschöpft sich, sodass das Risiko für Infektionskrankheiten und Autoimmunerkrankungen steigt.

Die Störung der Geschlechtshormone kann zu sexuellen Funktionsstörungen sowie Unfruchtbarkeit bzw. Zeugungsunfähigkeit führen. Darüberhinaus steigt aufgrund der entleerten körpereigenen Endorphinspeicher das Risiko chronischer Schmerzstörungen sowie durch ein Zusammenspiel hormoneller Veränderungen, Daueranspannung und hohem Erregungsniveau das Risiko für Angstzustände, Panikattacken und depressive Stimmung.    

 

Therapiemöglichkeiten

Zunächst einmal ist es wichtig, die chronische Stressreaktion des Organismus zu unterbrechen und ihm zu Regeneration zu verhelfen. Im Folgenden stehen die Identifikation und Mäßigung sogenannter "innerer Antreiber" wie persönliche Leistungsansprüche und Zielsetzungen oder die persönliche Bedeutung beruflichen Erfolgs im Fokus. Außerdem werden Betroffene darin unterstützt, Stressbewältigungs- und Problemlösefertigkeiten zu erweitern, ihr Zeitmanagement und ihre Arbeitsstruktur zu optimieren, selbstverantwortlich und selbstfürsorglich Grenzen zu setzen und Nein sagen zu können, Entspannungsfähigkeit und Entspannungstechniken zu erlernen, grundsätzliche Denk- und Bewertungsmuster zu hinterfragen und ggf. verändern und ihr Freizeit- und Erholungsverhalten im Sinne eines ausgewogenen und gesundheitsförderlichen Lebensstils ganz bewusst zu gestalten.

 

 

 

Literaturangaben zu den Informationen /  Buchempfehlungen zum Thema

Burisch, M. (2014). Das Burnout-Syndrom. Theorie der inneren Erschöpfung - Zahlreiche Fallbeispiele - Hilfen zur Selbsthilfe. Springer.

 

Kaluza, G. (2014). Gelassen und sicher im Stress. Das Stresskompetenz-Buch: Stress erkennen, verstehen, bewältigen. Springer Verlag. 

ISBN: 978-3642416767. 

 

Hansch, D. (2014). Burnout: Mit Achtsamkeit und Flow aus der Stressfalle. Knaur. 

ISBN: 978-3426657423.