Oh Du schwierige ...

Einsame Weihnachten muss nicht sein!

... Stress oder Einsamkeit bringende Weihnachtszeit. 


Die Vorweihnachtszeit, der Advent und schließlich die Feiertage selbst: Zeit des Besinnens, der Rückschau, des Zusammenseins mit den Liebsten, der Freude und des Friedens.

Wenn jedoch eine Lebensphase mit weniger erfreulichen Erfahrungen und Erlebnissen zurückliegt oder sogar noch anhält, wenn die aktuellen Lebensumstände überschattet sind, wenn möglicherweise keine Angehörigen oder nahestehenden Menschen geblieben oder erreichbar sind oder die Beziehung zu ihnen durch Konflikte belastet ist, dann erleben manche Menschen diese besondere Zeit im Jahr als Bedrohung. 

 

Wenn es überall heißt, wie wunderbar es sein wird, Weihnachten im Kreise der Familie zu verbringen, wie gemütlich es werden wird, wie man voll Freude über gutes Essen und tolle Geschenke beisammen sein wird, dann schmerzt es denjenigen, dem kein solch (medial werbewirksam überzogen) frohes Fest bevorsteht. Gefühle von Einsamkeit werden durch diese massive Konfrontation mit zwischenmenschlicher Idylle verstärkt. Ein inneres Mantra  wie "Was soll's, ich schaue einen Film an und sage mir, es sei dasselbe wie irgendein anderer Abend im Jahr", funktioniert in der Regel weniger gut als erwartet. So einfach lässt sich ein Gehirn nicht austricksen, das jahrzehntelang gelernt hat, dass Weihnachten eben kein x-beliebiger Tag im Jahr ist - und das inzwischen nahezu unabhängig von seiner religiösen Bedeutung.

Es gibt aber nun einmal Lebenssituationen, in denen ein Zusammensein mit nahestehenden Personen schlichtweg nicht möglich ist. Wenn man bedenkt, dass allerdings nicht wenige Menschen von dieser Situation betroffen sind, lässt sich vielleicht ein Kompromiss finden. Versuchen Sie, sich für die Weihnachtstage zu verabreden. Suchen Sie, falls möglich und verfügbar, Freunde oder Bekannte auf, gehen Sie aus, oder suchen Sie vielleicht schon im Vorfeld über Internet oder Zeitung nach Menschen, die auch noch keine Pläne für die Feiertage haben. Vielleicht entsteht daraus sogar ein Kontakt, der die Weihnachtstage überdauert. In manchen gemeinnützigen Einrichtungen besteht auch die Möglichkeit, über Weihnachten ehrenamtlich mitzuarbeiten. Eine solche Erfahrung kann unter Umständen ein tiefes Gefühl von Sinn und Besinnung in Ihnen wecken. Vielleicht machen Sie den Heiligabend auf diese Weise - die Sie selbst ganz individuell nach Ihren Interessen und Bedürfnissen gestalten - zu einem wirklich besonderen Tag in Ihrem Leben, statt ihn nur "irgendwie über die Bühne zu bringen". Wenden Sie sich zur Vermittlung eines Ehrenamts für die Weihnachts- oder Vorweihnachtszeit zum Beispiel an die Diakonie oder das Ehrenamtsnetz Berlin

Sollten diese in der Tat nicht einfachen Vorbereitungen Sie organisatorisch oder emotional überfordern, können Sie sich im Vorfeld und auch an den Feiertagen selbst rund um die Uhr an den Berliner Krisendienst oder die bundesweite Telefonseelsorge wenden, um sich beraten und unterstützen zu lassen. 

Weihnachtsstress

Neben der Provokation von Einsamkeitsgefühlen weckt der oben beschriebene Weihnachtstrubel überhöhte Erwartungen bei denjenigen, die das Fest zwar mit Angehörigen verbringen werden, die sich nun allerdings unter besonderem Druck sehen, Weihnachten harmonisch und für alle zufriedenstellend zu gestalten. Dem tragen unter anderem die beiden verkaufsoffenen Sonntage im Berliner Advent Rechnung: zwei Tage mehr, um zumindest materiell alles Nötige zur Verfügung stellen zu können, was es zum frohen Fest vermeintlich braucht. Die Feier und das Essen werden geplant und vorbereitet, die Besuche organisiert und gegebenenfalls zeitlich genau aufeinander abgestimmt. Es braucht Dekoration, Essen und Getränke in hoher Qualität und Menge, das ideale Geschenk und last but not least sollten auch Frisur und Outfit zum Fest nicht versteckt werden müssen.

Nicht selten allerdings führen auch der schönste Baum und der zarteste Braten nicht zum ersehnten zwischenmenschlichen Frieden. Gerade vor dem Hintergrund der Erwartungen und des Drucks kommt es naturgemäß an den Feiertagen leichter zu Spannungen und Konflikten mit Familie oder Partner. Und die Enttäuschung ist umso größer, wenn es trotz aller Vorbereitungen und Bemühungen doch nicht "der perfekte Abend" wurde. 

Sollten Sie anfällig sein für den vorweihnachtlichen (Über-)eifer und die Sehnsucht nach dem idealen Abend, und sollten Sie vielleicht zu den Menschen gehören, die spätestens nach den Feiertagen Migräne oder andere körperliche oder seelische Beschwerden bekommen, versuchen Sie vielleicht in diesem Jahr eine paradoxe Intervention: Schalten Sie einen Gang zurück. Verzichten Sie neben den Weihnachtsvorbereitungen nicht auf das, womit Sie sich sonst ins seelische Gleichgewicht bringen, seien es Sport, Lesen oder Kinobesuche. Fragen Sie sich, was es für das eigentlich Wichtige an Weihnachten wirklich braucht. Und was nicht. Konzentrieren Sie sich auf dieses Wesentliche. 

Und tauschen Sie sich mit den Menschen, mit denen Sie zusammen sein werden über die jeweiligen Wünsche und Bedürfnisse aus. Damit reduziert sich zum einen die Wahrscheinlichkeit für unvorhergesehene Konflikte, zum anderen merken Sie möglicherweise, dass es "perfekt" für die meisten Menschen gar nicht sein muss - und es das perfekt gar nicht gibt. Vielleicht würde sich der eine oder andere sogar freuen, wenn es mal was Neues gäbe zu Weihnachten: zum Beispiel jeder Gast etwas zu einem bunten Buffet beisteuert, statt das einer alleine stundenlang am Herd steht ... 

 

Nutzen Sie diese Vorweihnachtszeit dafür, sich gut zu versorgen, Ihre Bedürfnisse kennenzulernen und den Dezember an jedem Tag - so wie es unter den gegebenen Umständen eben möglich ist - so zu gestalten, dass Sie sich so wohl wie möglich fühlen. 

 

In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern dieses Artikels einen ruhigen und entspannten ersten Advent. 

 

 

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