Da und nah

"Sie sind da und nah", diesen Kommentar trug letzte Woche eine Studentin in einem meiner Seminare bei zur Frage, was ihr spontan zu Menschen mit psychischen Erkrankungen einfallen würde. 

 

Leider denken und empfinden noch nicht alle Menschen wie diese Studentin. Die Stigmatisierung von Menschen, die an psychischen Störungen leiden, ist nach wie vor ein großes gesellschaftliches Problem. Sie beginnt in den Köpfen jedes Einzelnen, wenn er bei Konfrontation mit einem psychisch kranken Menschen Ablehnung oder Angst empfindet. Angst und Ablehnung entstehen in erster Linie vor dem Hintergrund mangelnden oder unvollständigen Wissens über ein bestimmtes Phänomen. 

Da Stigmatisierung nicht nur zu persönlichem Leid und sozialer Ausgrenzung von Menschen mit psychischen Störungen führen kann, sondern auch wesentlich dazu beiträgt, dass in mindestens 2/3 aller Fälle keine rechtzeitige professionelle Unterstützung aufgesucht wird, die chronischen Verläufen mit entsprechenden negativen Folgen für die individuelle Biographie entgegenwirken könnte, soll an dieser Stelle sowie im Infobereich der Homepage über Aspekte seelischer Gesundheit und psychischer Erkrankung informiert werden.

 

Heute ein Überblick über Ergebnisse einer aktuellen Studie der Uni Dresden zur Häufigkeit psychischer Störungen in Europa (bereits im September hier erwähnt), der die Aussage der Studentin auch durch methodisch sorgfältig erhobene empirische Daten untermauert: 

 

  • Jährlich leiden 38.2% aller EU-Einwohner (das sind ca. 165 Mio. Menschen*) an einer psychischen Störung.
  • Es zeigt sich eine ahnliche Häufigkeit über alle Altersstufen, auch unter Kindern und Jugendlichen sind psychische Störungen weit verbreitet.
  • Die häufigste Erkrankungen sind Angststörungen, Schlafstörungen, Depressionen, psychosomatische Störungen, Alkohol- und Drogenabhängigkeit sowie Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörung bei Kindern und Jugendlichen und Demenzen bei Menschen ab 60 Jahren.
  • Eine von vier Personen wird im Laufe ihres Lebens mindestens eine psychische Störung entwickeln.
  • Die sogenannte „DALY“-Rate (disability adjusted life years), also die Anzahl von Jahren, die aufgrund von Krankheit oder Behinderung mit schwerwiegenden Einschränkungen verbracht wurde, ist bei psychischen Erkrankungen weit höher als bei Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
  • Psychische Erkrankungen sind für 26% der gesellschaftlichen Gesamtbelastung durch Krankheiten verantwortlich (Kosten für Behandlung, Arbeitsunfähigkeit, Frühberentung etc.).
  • Nur 1/3 der Betroffenen sind in adäquater professioneller Beratung oder Behandlung. 
  • Eine Therapie wird oftmals erst Jahre nach Erkrankungsbeginn begonnen und gemessen an internationalen Behandlungsleitlinen oft unzureichend durchgeführt.

 

* weltweit sind es 450 Millionen Menschen. 

 

Sollten Sie das Gefühl haben, wegen vielleicht zunächst auch unspezifisch wirkender Beschwerden eine Beratung oder Behandlung zu benötigen, nehmen Sie gerne unverbindlich persönlichen Kontakt zu mir auf. 

 

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